Deutsche Bahn sorgt für Ärger und Stress vor d...

Deutsche Bahn sorgt für Ärger und Stress vor dem Wettkampf

Deutsche Bahn sorgt für Ärger und Stress vor dem Wettkampf

Es gibt so ein schönes Sprichwort: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas erleben.“ So geschehen auch am letzten Wochenende. Die Reise mit der deutschen Bahn glich für mich aber eher wie ein Himmelfahrtskommando.

Dazu muss ich jetzt aber mal weiter ausholen. Vielleicht haben es einige von euch in den vorangegangenen Wochen mitbekommen, dass ich mich auf die Weltmeisterschaften in Dubai vorbereite. Um einen Wettkampfgefühl zu bekommen ist es wichtig, dass ich während dieser Vorbereitung auch Wettkämpfe besuche. So kam es mir sehr gelegen, dass bei den Polish Open Para Karate Teil des Turniers gewesen war. Also hab ich mich dort angemeldet. Die Unterstützung, seitens des Organisators, war großartig.

Da ich alle Kosten selbst getragen habe, musste ich darauf achten, dass diese nicht ausufern. Also blieben mir nur zwei Möglichkeiten, entweder ich fahre mit dem Zug zum Flughafen nach Frankfurt oder ich lasse mich fahren. Aus terminlichen Gründen konnte ich nicht zum Flughafen gefahren werden. So blieb mir nichts anderes übrig als auf die Deutsche Bahn zurückzugreifen. Wobei ich halt auch schon in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen im Transport mit der deutschen Bahn gemacht habe. Aber ich dachte mir so: „vielleicht hat sich ja etwas verbessert?!

Menschen mit Handicap, die mit der deutschen Bahn reisen und Hilfe benötigen, müssen ihre Reise anmelden. Und zwar über den Mobilitätsservice der deutschen Bahn. Dies muss Tage, manchmal sogar Wochen, vor Beginn der Reise geschehen. Also wer durch die Deutsche Bahn Hilfe benötigt und eine spontane Reise plant, kann es gleich vergessen. Da ich dies wusste, habe ich meine Reise drei Wochen vorher schriftlich im Internet angemeldet. Daraufhin folgten mehrere E-Mails mit einer Bestätigung der Reise durch die Deutsche Bahn. Soweit, so gut. 

Mir war von Anfang an klar, dass dieses Wettkampf – Wochenende ein sehr spannendes Wochenende wird. Da Reise- und Wettkampfzeitfenster sehr eng bei einander liegen. Aufgrund dessen und aufgrund meiner bisher gemachten Erfahrungen mit der deutschen Bahn war ich am letzten Freitag schon gegen 8:00 Uhr auf dem Bahnhof in Erfurt und sollte planmäßig 10:17 Uhr mit dem Zug nach Frankfurt am Main an den Flughafen fahren. Bis dahin hat auch alles ganz gut geklappt. Das Servicepersonal am Hauptbahnhof in Erfurt wusste Bescheid und haben mich in Empfang genommen. Im Gespräch habe ich Ihnen dann erzählt, dass ich an den Frankfurter Flughafen muss. Dann geht von dort der Flug nach Polen, um da einen Wettkampf zu absolvieren.

Etwa 15 Minuten vor Ankunft des ICE in Erfurt bin ich mit dem Servicepersonal zum Bahnsteig gegangen. Dort angekommen wurde ich dann mit meinem Rollstuhl auf den Transportlift (Pferdebox) verladen.

Als der ICE, aus Dresden kommend, im Erfurter Hauptbahnhof ein fuhr, Gingen die Probleme los. 
Wie schon geschrieben befand ich mich in der Pferdebox Verladefertig. Die Tür öffnete sich und das Zug-Begleitpersonal machte große Augen. Es stellte sich nämlich heraus, dass das Zug – Begleitpersonal über meine Reise nach Frankfurt an den Flughafen nicht Bescheid wusste. Sie hätten keine Informationen über meine Reise Digital erhalten. Ich würde nicht im System stehen.

Zudem wäre die Tür, wo ich hätte verladen werden können, defekt. Man könne mich also gar nicht mitnehmen.

Als ich ihnen dann sagte, dass ich diese Reise die Wochen vorher schriftlich angemeldet habe und mein Flugzeug bekommen müsse, Bekam ich nur ein Schulterzucken als Antwort. So musste ich diesen Zug unverrichteter Dinge wieder fahren lassen. Damit war für mich klar, das völlig unklar war, ob ich mein Flugzeug bekomme und damit verbunden am Wettkampf teilnehmen kann. Die Mitarbeiterin vom Servicepersonal am Erfurter Hauptbahnhof standen die Tränen in der Augen, als ich ihr das erzählt hab.

Man erzählte mir dann, dass es noch zwei Möglichkeiten gebe, gegebenenfalls zum Flughafen zu kommen. Einmal mit einem Zug, der zum Frankfurter Hauptbahnhof fährt, wo aber nicht klar war, wie ich dann weiter zum Flughafen komme. Und die zweite Möglichkeit war einen Zug der bis zum Flughafen durch fährt, wo aber nicht klar war, ob ich mein Flugzeug noch rechtzeitig bekomme. Mit diesen Aussagen Stick mein Ruhepuls auf Höhen wie kurz vorm Wettkampf.

Man gab mir dann ein Beschwerdeformular und einen Gutschein in Höhe von zwei Euro, da ich schon länger als 2 Stunden auf meine Zugverbindung gewartet habe. Als ich dann fragte, wer für die Kosten auf käme, wenn ich meinen Flug nicht bekomme und damit nicht am Wettkampf teilnehmen könne?! Auf diese Frage bekam ich auch wieder nur ein Schulterzucken.

Ich bin dann mit dem letztmöglichen Zug direkt an den Flughafen nach Frankfurt gefahren. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits 4 Stunden auf dem Erfurter Hauptbahnhof verbracht. Als ich den Schaffner im Zug fragte, ob der Zug noch rechtzeitig ankommt, damit ich meinen Flug erreiche?! Bekam ich als Antwort, dass er mir das nicht 100%ig beantworten könne. Das ist auf jeden Fall sehr eng wird. Also waren das auch weiterhin sehr rosige Aussichten auf dem Weg nach Frankfurt.

Als ich dann am Flughafen in Frankfurt angekommen bin lagen meine Nervosität und die Nerven ganz schön blank.

Gefühlt bin ich dann zum einchecken gerast. Ähnlich wie die Szene aus dem Film: „Kevin allein in New York“. Dort rennt die ganze Familie auch quer durchs Terminal.Schluss endlich habe ich dann noch ein Gate geschafft und bin auch im richtigen Flugzeug gelandet.

Zum Wettkampf kann ich sagen, dass ich diesen am Samstag letzter Woche auch gewinnen konnte. Aufgrund fehlender Lockerheit durch diese Transport-Schwierigkeiten bin ich mit meiner Leistung nicht so zufrieden. Die Nerven waren wahrscheinlich immer noch ganz schön angeschlagen. Aber wer weiß wie mir dieses Erlebnis in der Zukunft vielleicht sogar sportlich weiterhilft.

Am Sonntag als ich dann zurück geflogen bin, habe ich mich von meiner Frau direkt am Frankfurter Flughafen abholen lassen.

Leider ist dieses Erlebnis mit der deutschen Bahn mir nicht zum ersten Mal passiert. 
Ähnliche Erlebnisse hatte ich 2001, 2013 und jetzt 2021. Das ist doch schon relativ viel, wenn man bedenkt, dass ich wirklich nicht oft mit dem Zug unterwegs bin. Ich könnte jetzt auch sagen: „Ich vertrage keinen Zug.“

Nach meinem geschilderten Erlebnis am vergangenen Freitag in meiner Instagram-Story bekam ich viel Feedback, worüber ich mich sehr gefreut habe und mich dafür auch ausdrücklich bedanken möchte.

Daraus war schon fast zu erkennen, dass es sich beim meinem geschilderten Erlebnis nicht um einen Einzelfall handelt. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Erlebnis schon fast zu einem Regelfall unter den bewegungseingeschränkten Menschen mit Handicap, insbesondere der Rollstuhlfahrer, die mit der deutschen Bahn unterwegs sein müssen, handelt.

Ich stell mir gerade die Frage: was macht ein Unternehmer, der im Rollstuhl sitzt und zwingend nur auf öffentliche Verkehrsmittel beziehungsweise die Deutsche Bahn angewiesen ist? Der vielleicht zu Geschäftsterminen zu anderen Unternehmen unterwegs sein muss? Gefühlt macht er über kurz oder lang Pleite.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so abhängig gefühlt. Und ich habe mich schon lange nicht mehr vor so viel Barrieren stehend gefühlt wie bei der Reise mit der deutschen Bahn.

Ich glaube dass es sich hierbei um einen Fehler im System der deutschen Bahn handelt.

Es ist schon schlimm genug, dass Menschen mit Handikap, die mit der deutschen Bahn unterwegs sein wollen, keine spontane Reise planen können. Wenn selbst dann aber eine schriftlich angezeigte Reise nicht in ihrem Ablauf funktioniert. Oder gar nicht erst durchgeführt werden kann, ist es einfach nur schrecklich. Es gibt genug Menschen mit Handicap sie eben aufgrund ihres Handicaps nicht mit dem Auto fahren können. Von dem Gedanken des Umweltschutzes fange ich gar nicht erst an zu reden.

Jetzt denke ich mal ganz wirtschaftlich. Wir Menschen mit Handikap verdienen auch Geld und möchten reisen. Die Senioren mit altersbedingten Gebrechen verdienen auch Geld und möchten reisen. Warum, um alles in der Welt, gewinnt man diese Menschen nicht als Kunden?! Man lässt uns als Kunden sprichwörtlich einfach auf der Strecke. Und das wird zukünftig im Rahmen der zwingenden CO2-Reduzierung sich noch verstärken.

Ich halte die Deutsche Bahn für ein halb staatlichen, halb privat wirtschaftlichen Haufen, der nichts weiter kann, als jedes Jahr seine Preise zu erhöhen. Anstatt sich um seine Kunden zu kümmern. Und vor allem Lösungen zu finden für die Zukunft. Wer ist eigentlich der Chef? Die Privatwirtschaft oder der Staat? Das ist typisch: „Ich Chef, du Chef, keiner will die Karre schieben.“

Und diese Situation wird auf dem Rücken der Menschen mit Handikap, insbesondere der mit Mobilitätseinschränkungen sichtbar. Aber dennoch ignoriert.


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