Christoph kämpft in der Disziplin Kata und Kum...

Christoph kämpft in der Disziplin Kata und Kumite bei den Deaflympics um Medailen

Christoph kämpft in der Disziplin Kata und Kumite bei den Deaflympics um Medailen

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, hatte ich am letzten Wochenende die deutschen Meisterschaften im Para-Karate und Karate in Ludwigsburg. 

Auch in diesem Jahr konnte ich als Deutscher Meister den Wettkampf beenden. Darüber freue ich mich jedes Mal riesig. Es ist immer wieder ein neuer Ansporn weiter zu machen und sich auf kleine und große Turniere vorzubereiten.

Was mir in diesem Jahr besonders aufgefallen ist, ist, dass ich immer wieder viele vertraute Gesichter sehe, die mir mit unter auch ganz schön ans Herz wachsen. Wir sind halt eine Karate – Familie, wenn man es zulässt und auch etwas dafür tut. Wir begleiten uns gegenseitig auf unseren sportlichen Weg.

Heute möchte ich die Gelegenheit nutzen, euch mal eine Person aus meiner Karate – Familie vorzustellen. Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, warum ich ihn jetzt ausgerechnet vorstelle?! Ganz einfach, weil er mir privat sehr ans Herz gewachsen ist. Weil wir sportlich den selben Weg gehen und versuchen in unseren Bereichen das Karate sportlich zu etablieren und ganz oben zu verankern. Nur dass er schon mit dem Karate einen Schritt weiter ist, als alle anderen mit dem Karate im IOC und IPC. 

Sein Name ist Doktor Christoph Rieck. Christoph startet bei den Deaflympics. Und vertritt vom ersten bis 15. Mai 2022 den Deutscher Karateverband beziehungsweise das deutsche Team des deutschen Gehörlosen – Sportverband im Karate in Brasilien.

In Deutschland ist der Gehörlosen Sport über den 1910 gegründeten Dachverband „Deutscher Gehörlosen Sportverband (DGSV)“ organisiert. Er unterteilt sich dann wiederum in die einzelnen Sportarten auf die in zwei Bereiche aufgetrennt sind, den vom BMI/BVA geförderten Leistungssport und Breitensport. Die Sportarten im Bereich Leistungssport werden auf internationale Meisterschaften vorbereitet, mit dem Ziel Medaillen für Deutschland zu holen. Ein weiterer Unterstützer ist die Deutsche Sporthilfe. Der DGSV gehört zu den 66 dem DOSB angeschlossenen Spitzensportverbänden, ist in wiederum in einzelne Landesverbände aufgeteilt und in den Landesverbänden sind die Gehörlosen Sport Vereine. In meinem Fall zum Beispiel der Gehörlosen Sport Club Nürnberg. Bei dir gibt es z.B. den GSC Erfurt der im Gehörlosen Sportverband Thüringen angeschlossen ist. Gemeinsam ist allen, dass hier sich die Hörbehinderten Menschen treffen und zusammen Sport treiben. Als hörbehindert zählt in diesem Fall ein Hörverlust von -55dB auf dem besten Ohr, damit sind alle Arten von Hörbehinderungen eingeschlossen – Cochlea Implantat Träger, Hörgeräte Träger oder eben die ohne techn. Hilfsmittel. Die Kommunikation ist vielfältig: Gebärdensprache (DGS), lautsprach-begleitende Gebärdensprache (LBG) oder so wie ich hauptsächlich sprechend. Die Kommunikation ist damit gleichzeitig die größte Barriere zwischen Hörbehinderten und Hörenden und dies macht sich vor allem im Training bemerkbar. Im Training ohne Hörgeräte (aber auch mit, bei voller Konzentration) höre ich nichts, gar nichts – da können sich die Trainer die Seele aus dem Leib schreien. Sie müssen viel mehr taktil und visuell arbeiten. Kommandos wie eins, zwei, drei beim Kihon werden von mir nur als „es schreit gerade jemand“ wahrgenommen, wenn der Trainer dann z.B. nur „Stop“ ruft verstehe ich es als zwei und laufe weiter. Oder Erklärungen wie z.B. die Bewegungsabfolgen sein sollen ist für mich meistens ein „es redet gerade jemand über irgendetwas“ und beobachte dann was gemacht wird. Die Rückkopplungen wie Geräusche vom Anzug, Atmung oder Kiai fehlen. In den Anfangszeiten von Karate machte ich den Kiai einfach nur wie: jetzt kommt ein „ganz stark ausgeatmet“. 

Aufgrund der Kommunikation im Training, Wettkampf, Kultur und Gesellschaft, haben sich die Hörbehinderten Sportler weltweit 1924 zu ihren eigenen damals noch „Weltspiele der Gehörlosen“ bzw. „Stille Weltspiele der Gehörlosen“ genannten Wettkämpfen getroffen. Diese Spiele wurden vom Comite International des Sports des Sourds (CISS) in Paris organisiert. Später wurde es in International Committee of Sports for the Deaflympics (ICSD) mit Sitz in Lausanne umbenannt und die Weltspiele werden seit 2001 als vom IOC anerkannte Deaflympics bezeichnet. Karate ist bei den Deaflympics (die alle 4 Jahre, ein Jahr nach Olympia/Paralympics aber in einer anderen Stadt durchgeführt werden) seit 2009 (Taipei mit 12 Nationen und 30 Athleten) dabei. 2013 in Sofia waren es 17 Nationen mit 80 Athleten und 2017 in Samsun mit 19 Nationen und 116 Athleten. In Samsun war ich das erste mal mit dabei und erreichte in Kata den 7 Platz (https://www.deaflympics.com/games/2017-s/results/3201).

Da die Deaflympics von den Weltverbänden der Gehörlosen getragen werden, ist für Deutschland nur der Deutsche Gehörlosen Sportverband meldeberechtigt. Wünschenswert ist eine Zusammenarbeit aller Verbände: DGSV – DKV; ICSD – WKF. Vor allem die nationale Zusammenarbeit ist enorm wichtig um international auf der Leistungssport Ebene mithalten zu können, die Zugehörigkeit zum Deaflympics-Kader ist genauso wertig wie Olympia-Kader bzw. Paralympics-Kader und wird von der Sporthilfe auch entsprechend gefördert bzw. die notwendigen Voraussetzungen (Erfolge auf höchsten internationalen Meisterschaften – in dem Fall den Deaflympics) sind identisch!

 

Christoph  selbst hat 2010 bei den Bavarian Open in Hemhofen mit den Karate Wettkämpfen angefangen, ist aber erst Ende 2016 auf den Gehörlosen-Sportverband gestoßen. Viele Karate begeisterte Hörbehinderte laufen unerkannt, ja unsichtbar, in unseren Dojos herum und wissen nichts von der Möglichkeit entweder beim DKV bei den nationalen und regionalen Meisterschaften mitzumachen oder eben international über den DGSV und deren Möglichkeiten der Spitzensportförderung. 

Nur zusammen sind wir stark!

Ich persönlich finde, dass Karate zu Olympia, zu den Paralympics und zu den Deaflympics, also zu den Olympischen Spielen gehört. 

Deshalb habe ich zu Christoph letzte Woche gesagt, dass er die Zeit bei seinen Olympischen Spielen auf jeden Fall genießen soll. Er ist einer der wenigen Athleten in Deutscher Karateverband die es geschafft haben, sportlich ganz oben mit zu spielen. 

Im DKV sind es Dr. Christoph Rieck, Jana und Noah Bitsch, Jasmin Jüttner und Jonathan Horne. Das ist ganz großes Kino. Und zeigt, dass es sich immer wieder lohnt für etwas Großes zu kämpfen und zu arbeiten.


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