Diese Woche hat die Rehabilitationsindustrie sich wieder von ihrer besten Seite gezeigt. Manchmal glaube ich, dass diese Branche eine größere Behinderung vorzuweisen hat als ihre Kunden, auf jeden Fall im Bereich Service und Geschäftssinn.

Beginnen wir von vorn:
Mein Rollstuhl hat immer ziemlich viel zu ertragen. Seit mein Handbike-Vorspann da ist, wird es für ihn auch nicht leichter. In den letzten Tagen hat ein Rad am Rollstuhl gefährlich zu eiern angefangen und es war mir selbst etwas unheimlich, damit weiter unterwegs zu sein.

Also, auf zum Sanitätshaus! So ein Rad lässt sich ja gerade ziehen; Speichen spannen und ggf. verlorene ersetzen. Das dachte ich mir so. Eigentlich hätte ich wissen müssen, was mich dort erwartet. Es war ja nicht meine erste Begegnung mit dieser Spezies.

Lange Rede, kurzer Sinn. Die Antwort auf eine 8 im Rad war: „Herr Baum, warum kaufen Sie sich nicht einen Satz neue Räder? Das ist doch viel einfacher.“ Ich weiß gar nicht genau, warum diese Antwort mir die Sprache verschlagen hat. Natürlich ist das viel einfacher, denn Ihr lieben Sanitätshäuser macht es mir ja auch entsprechend schwer, über Euch ein Rad reparieren zu lassen. In jedem anderen Laden hätte man mir angeboten, das Rad entgegen zu nehmen, an die Werkstatt zu schicken und mich anzurufen, wenn es repariert ist. Eure Antwort: „Ich weiß gar nicht, ob man so was überhaupt reparieren kann.“ Ich kann es Ihnen sagen, man kann das reparieren. Ihr Fahrrad schmeißen Sie ja auch nicht weg, wenn eine 8 im Rad ist. Wer es doch tut, sei hier daran erinnert… es lässt sich reparieren.

Wer mich kennt, weiß, ich gebe so schnell nicht auf. Und gerade nach dieser Antwort war ich nicht im Geringsten gewillt, einen Satz neue Räder zu kaufen. Der Laden, der angeblich für mich zuständig ist, fühlt sich nicht zuständig. Also habe ich die Räder wieder eingepackt, der „Service“-Mitarbeiterin ein schönes Restleben gewünscht und bin zum Fahrradladen gefahren. Das lag irgendwie nahe. Und, was soll ich sagen… Handicaps werden oftmals von den Menschen gemacht, die damit Geld verdienen… Denn an anderer Stelle gab es eine handwerkliche, service-orientierte und nachhaltige Antwort auf meine 8 im Rad. Ein Hoch auf die Erfurter Radscheune und speziell auf den Kollegen in der eBike Lounge in der Häßlerstraße: „Sven, Deine Räder ziehen wir nach, kein Problem. Und wenn wir die durch haben, kommst Du zu einem Boxen-Stopp und wir tauschen. Denn die, mit denen Du gerade rumfährst, könnten auch mal nachgezogen werden.“

Meine Räder sind jetzt in guten Händen. Die Reparatur kostet etwa 40 Euro und das Sanitätshaus hat daran keinen Cent verdient. Aber vermutlich ist es nicht relevant. Das Gesundheitssystem hält die Industrie ja am Laufen. Die Krankenkasse hätte einen neuen Satz Räder vermutlich sogar bezahlt. Das ist meines Erachtens aber die falsche Antwort auf eine 8 im Rad.