Der internationale Tag für Menschen mit Behinderung ist mehr als nur ein weiterer Eintrag im Kalender. Es ist eine Chance, die Schlaglichter auf ein Thema zu richten, das oft im Dunkeln der Gesellschaft verborgen bleibt – das Handicap und die Herausforderungen, mit denen Menschen mit Behinderungen täglich konfrontiert sind.

In Deutschland, einem Land, das sich gerne als Vorreiter in Sachen Fortschritt und Inklusion sieht, scheint der Weg zur vollen Integration und Nutzung des Potenzials von Menschen mit Behinderungen steinig zu sein. Ein Gefühl nagt an mir, dass wir als Gesellschaft dabei sind, den Anschluss zu verlieren. Ein wertvolles Potenzial liegt brach, ungenutzt und vernachlässigt, und das können wir uns einfach nicht länger leisten.

Jeder Mensch, der ein Handicap trägt, bringt einzigartige Fähigkeiten und Talente mit sich. Es spielt keine Rolle, wie groß oder wie schwer das Handicap sein mag, denn darin liegt nicht das wahre Maß des individuellen Potenzials. Es liegt an uns allen, die Barrieren, die dieses Potenzial hemmen, niederzureißen – sei es bauliche oder digitale Hindernisse. Denn wenn wir das tun, profitieren wir alle davon, nicht nur die Betroffenen, sondern die gesamte Gesellschaft.

Inklusion ist mehr als nur ein Wort oder ein Slogan. Es bedeutet, das individuelle Potenzial zu erkennen und zu nutzen, Chancen zu schaffen, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, eigenständig und selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten. Statt sie in eine Opferrolle zu drängen, sollten wir sie ermutigen, klare Ziele zu setzen und sie dabei unterstützen, diese zu erreichen.

Doch allzu oft werden solche Anstrengungen lediglich an speziellen Tagen, wie diesem, zur Schau getragen, nur um danach wieder in die gewohnten Bahnen der Gleichgültigkeit zurückzufallen. Das reicht nicht mehr aus. Wir müssen aus diesem wiederkehrenden Muster ausbrechen und die tief verwurzelte Doppelmoral überwinden.

Die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft hängt davon ab, wie wir mit dem Thema Inklusion umgehen. Wir müssen aufhören, uns in veralteten Denkmustern der Vergangenheit zu verfangen und stattdessen Menschen mit Behinderungen in Führungspositionen, in hoch angesehenen Berufen und in sportlichen Erfolgen sehen.

Rechtliche Grundlagen sind bereits vorhanden, doch wir müssen dringend handeln und die getroffenen Entscheidungen auch umsetzen. Es ist an der Zeit, die Ärmel hochzukrempeln, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die Doppelmoral endgültig zu begraben.

Lasst uns nicht länger die Chance verpassen, das volle Potenzial jedes Einzelnen zu entfalten. Lasst uns eine Gesellschaft schaffen, die nicht nur Toleranz und Akzeptanz predigt, sondern auch in die Tat umsetzt. Es liegt an uns allen, diese Veränderungen herbeizuführen, um eine inklusivere und gerechtere Zukunft für alle zu gestalten.